Reformationsjubiläum - Und jetzt ?
Grenzen, Chancen, Zukunftsperspektiven der evangelischen und katholischen Kirche nach 2017
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Zu diesem Thema luden das Bildungswerk Essen und die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde am 21. Februar 2018 ins Essener Gemeindehaus ein. Als Referenten konnten Pfarrer Dr. Marc Röbel (Geistlicher Leiter der katholischen Akademie in Stapelfeld) und Kreispfarrer Michael Braun (Kreispfarrer des Kirchenkreises Oldenburger Münsterland) gewonnen werden.
Prof. Dr. Marc Röbel
Manfred Göken vom Vorstand des Bildungswerkes Essen begrüßte alle Anwesenden. Beide Referenten hoben positiv hervor, dass das Jubiläumsjahr geprägt war von ökumenischen Begegnungen und Veranstaltungen. So erinnerten beide an das Bischofsgespräch in der Akademie in Stapelfeld. Pfarrer Dr. Röbel führte aus, dass beide Kirchen sich in einer lauten, geschäftigen Welt befänden. In dieser Welt zähle nur noch alles, was sich berechnen, beweisen und bezahlen lasse. Sie sei der Boden für Gläubige und Nichtgläubige. Auch die Nichtgläubigen stellen Fragen nach dem Sinn des Lebens. Die Grundfragen der Menschen seien: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was ist der Sinn des Lebens?
Menschen können aus der Kirche austreten, sich vor den Fragen nach Gott drücken. Der Liebe aber können sie nur schwer ausweichen, dem Tod schon gar nicht. Die Kirchen sollten nicht auf Fragen antworten, die keiner hören möchte, sondern auf die Fragen der Menschen vor der Kirchentür. Das Wort Gottes sei die Brücke zu den Fragen der Menschen. Dabei gewinne auch das Gespräch über die Taufe eine neue Qualität der Tiefe: Die Taufe bedeute, mit Jesus in die Tiefe zu gehen. In der Taufe erfahren Menschen die tiefe Liebe Gottes. Außerdem sollten die Kirchen wieder Stille lernen, damit die Menschen zu sich selbst kommen können. Eine Möglichkeit, der Stille Raum zu geben, sei das Gebet. Kreispfarrer Braun betonte, dass das Reformationsjahr, bezogen auf die Fülle der Veranstaltungen, kein Jahr der Stille gewesen sei. Gut sei gewesen, dass die Kirchen es ökumenisch erleben durften.
Beide Kirchen stünden vor großen Umbrüchen. Alt bekannte Strukturen existieren nicht mehr. Im Mittelalter sei ein Pfarrer für 100 Einwohner zuständig gewesen. Heute sei die Kirche zweitgrößter Arbeitgeber in Deutschland. Dennoch werde in vielen Familien nicht mehr über den Glauben gesprochen. Allein der Glaube sei aber der Weg der Menschen, zu Gott zu finden. Mit dieser Erkenntnis habe Martin Luther damals in der katholischen Kirche für große Unruhe gesorgt. Das Reformationsjubiläum habe gezeigt, dass beide Kirchen Suchende seien, dass sie Fragen haben. So sei es Aufgabe der Kirchen, die Menschen immer wieder einzuladen, sich gemeinsam auf die Suche nach Gott zu machen, die Unsicherheiten der Menschen ernst zu nehmen, Antworten zu finden und offen das Gespräch über Erfahrungen mit Gott zu führen.
In engagierten Gesprächen, die von Pfarrerin Hachmeister-Uecker moderiert wurden, diskutierten anschließend die Teilnehmenden mit den Referenten über ihre Vorträge. Dabei wurde von einigen Teilnehmern beklagt, dass es noch kein gemeinsames Abendmahl der beiden Kirchen gäbe. Die Referenten ermutigten, sich über das Erreichte in der Ökumene zu freuen. Dass das Reformationsjubiläum ökumenisch gefeiert wurde und dass diese ökumenische Diskussionsveranstaltung so einmütig stattfinden konnte, sei vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen. Wenn die Kirchen gemeinsam auf dem Weg blieben und gemeinsam in die Gesellschaft „vor der Kirchentür“ wirkten, dann würde sich alles Weitere finden.
Dieser Vortragsabend war eine inspirierende und Mut machende Veranstaltung für den gemeinsamen Weg der großen Kirchen durch die Zeit nach 2017.
Ein Beitrag von Pfarrer Michael Uecker
von links: Pfr. Dr. Marc Röbel, Pfarrerin Eva Hachmeister-Uecker, Manfred Göken, hinten Kreispfarrer Michael Braun
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Kreispfarrer Michael Braun bei seinem Vortrag